Einstieg in die "jur." Karriere
Leitfaden für "jur." Berufsanfänger
In der Ausbildung
Die Anforderungen an Juristen kennen Sie: überdurchschnittliche Examina, eine Spezialisierung auf ein Rechtsgebiet, erste praktische Erfahrungen, Auslandsaufenthalte, Promotion, LL.M., aber auch ein „Über-den-Tellerrand-hinaus-schauen.“ Alle diese Dinge werden verlangt – versuchen Sie, diesen immer höher werdenden Anforderungen gerecht zu werden.
Denken Sie daran, dass die Examensnoten nicht nur beim Berufseinstieg genau betrachtet werden, sondern auch während Ihrer beruflichen Laufbahn immer wieder von Bedeutung sein werden. Sollte das 1. oder 2. Staatsexamen nicht so gut gelaufen sein, nutzen Sie die Gelegenheit des Verbesserungsversuchs. Sie werden es später zu schätzen wissen! Absolvieren Sie während Ihrer Semesterferien Praktika in Anwaltskanzleien und Unternehmen, um erste Einblicke zu gewinnen und herauszufinden, was Ihnen liegt und gefällt. Insbesondere unterschiedliche Fachbereiche können Sie in diesem Rahmen kennenlernen. Nutzen Sie die Möglichkeiten zum Studium im Ausland, die Ihre Universität und Austauschprogramme Ihnen bieten. Entscheiden Sie sich nicht unbedingt für Rechtsgebiete, die alle anstreben (wie z. B. Gesellschaftsrecht), sondern erwägen Sie auch das Unbekannte wie z. B. Bank-, Kapitalmarkt- oder Steuerrecht.
Die deutsche Juristenausbildung wird oft als zu lang kritisiert. Diese Zeit ist jedoch Ihre Chance, um den Grundstein für Ihre Karriere zu legen. Lassen Sie diese nicht ungenutzt an sich vorbeiziehen. Knüpfen Sie Kontakte und lernen Sie die Praxis kennen – aber vergessen Sie auch nicht zu leben.
Ihre Bewerbung
Sie müssen sich nun bewerben – mit Anschreiben und Lebenslauf. Es gilt, bestimmte Grundprinzipien zu beachten.
Der Lebenslauf ist Ihre „Visitenkarte“. An erster Stelle stehen Übersichtlichkeit, Vollständigkeit und Ehrlichkeit. Stellen Sie Ihr Leben retrospektiv dar – von der aktuellen Position bis zurück zur Schulzeit. Es erleichtert dem Leser, zu sehen, wo Sie derzeit im Leben stehen. Ihre Eltern, Ihre Konfession und/oder Parteizugehörigkeit sind wichtig für Sie, gehören jedoch nicht in den Lebenslauf. Teilweise können diese Angaben sogar schädlich sein. Zeigen Sie den Weg Ihrer Ausbildung, Ihre Nebentätigkeiten und Praktika und Ihre Freizeitinteressen auf. Kommen Sie zum Punkt und schweifen Sie nicht kreativ aus.
Das Anschreiben bildet den zweiten wichtigen Teil einer Bewerbung. Es soll nicht dazu dienen, den Lebenslauf in Worten zusammenzufassen. Vielmehr soll es einen Überblick über Ihre Motivationen, Ziele und Vorstellungen geben. Zudem müssen Sie im Anschreiben darstellen, warum Sie für die entsprechende Position genau der richtige Mann/die richtige Frau sind.
Die Position
Die richtige Entscheidung für die erste Stelle zu treffen, ist schwer. Finden Sie für sich heraus, was Sie möchten und wo es mittel- oder langfristig für Sie hingehen soll. Nutzen Sie alle Informationsquellen: Fachpresse, Bewerbermessen, Webseiten der Kanzleien, Gespräche mit Bekannten, die bereits als Juristen arbeiten.
Suchen Sie sich auf alle Fälle einen „Sparringspartner“ – jemand, der sich „hinter den Kulissen“ auskennt und Ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Wir bieten uns dafür gern an. Wir sind auf den juristischen Markt spezialisiert, selbst Juristen und können Ihnen viele Hintergrundinformationen sowohl zu Kanzleien als auch Unternehmen geben. Zudem verfügen wir immer über Stellen, die Sie am „freien Markt“ nicht finden. Der Service ist kostenlos für Sie und soll Ihnen eine gezielte Stellenauswahl ermöglichen.
Internationale Großkanzleien
Der Berufsbeginn in einer großen, renommierten Kanzlei ist sicherlich keine schlechte Option. Die großen Kanzleien – egal ob deutsch, englisch oder US-amerikanisch – bieten exzellente Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Überdurchschnittlich hohe Einstiegsgehälter locken, aber man erwartet auch viel von Ihnen: Arbeit auf höchstem internationalen und inhaltlichen Niveau und umfangreiche Arbeitsstunden. Immer mehr geht der Trend dahin, dass diese Kanzlei ihre Angestellten nicht mehr auf Lebenszeit beschäftigen, sondern nur einige Jahre. Insofern: nutzen Sie den Start dort. Die Kenntnisse, die Sie erwerben, kann Ihnen keiner mehr nehmen. Außerdem bietet der Kanzleiname im Lebenslauf Ihnen in jedem Fall die Chance, sich für andere Positionen in Kanzleien oder einem Unternehmen zu bewerben. Nähere Informationen zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der scheinbar endlosen Zahl an deutschen, englischen und US-amerikanischen Kanzleien können wir Ihnen gern aufzeigen.
Boutiquen
Viele schließen die Arbeit in einer Großkanzlei zum Berufsstart für sich aus. Eine kleine Kanzlei kann durchaus Vorteile bieten. Allerdings sollten Sie bei Ihrer Wahl beachten, dass sich der Wechsel von dort in eine Großkanzlei im Allgemeinen schwierig gestaltet. Sie sollten sich über die Struktur der Kanzlei, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und das persönliche Umfeld genauestens informieren. Gerade in einer kleinen Kanzlei ist es wichtig, dass Sie mit Ihren Kollegen harmonieren.
Unternehmen
Auch die Rechtsabteilung eines Unternehmens kann die Chance zum Berufseinstieg bieten – allerdings nicht sehr häufig, denn die meisten Unternehmen stellen Juristen am liebsten ein, wenn diese schon erste Berufserfahrungen gesammelt haben. Rechtsabteilungen können so unterschiedlich aufgebaut sein wie die Unternehmen selbst. Es gibt den Syndikus als Alleinkämpfer, die kleine, aus 2–5 Kollegen bestehende Abteilung oder eine große, schlagkräftige Gruppe von bis zu 100 Kollegen. Die Arbeit variiert entsprechend. Als Alleinkämpfer müssen Sie Generalisten sein. Je größer die Abteilung wird, desto spezialisierter werden Sie arbeiten. Wenn Sie die Position wechseln wollen - was sicherlich irgendwann der Fall ist, sollten Sie beachten, dass die Bewerbung weg von einem großen Industrieunternehmen oder einer renommierten Bank leichter ist als die aus einer kleineren, unbekannten Einheit.